um 1000
Die Grafen von Rieneck wirken als Vögte des Erzbistumgs Mainz im Spessart und erhalten für ihre Dienste Landgebiete aus dem Kirchenbesitz als Lehen, u.a. den Bieberer Obergrund. Wie und wann dieses Gebiet in Mainzer Besitz gelangte ist - anders als beim unteren Biebergrund (vgl. 976) - nicht bekannt. Somit entsteht eine Grenze zwischen dem oberen und unteren Biebergrund in Höhe des Niederhofes (s.a. „1866“).
Eine Besiedlung des Obergrundes ist nicht nachgewiesen (vgl. „1339“) kann aber vermutet werden, da zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Burgberg bei Bieber die “Mauritiuskapelle” als Holzkonstruktion bestanden haben soll.
1262
Die Pröpste des Stiftes „St. Peter und Alexander“ rekrutieren sich aus dem Mainzer Domkapitel und unterstehen somit dem Erzbischof.
Die bereits bestehende geistliche Macht des Mainzer Erzbischofs für das hiesige Gebiet wird um die herrschaftliche Komponente erweitert (s.a. „1588“). Die Vogteirechte im unteren Biebergrund werden durch die Herren von Hanau (den späteren Grafen) wahrgenommen.
1262 – 1313
Der untere Biebergrund wird vorübergehend als Mainzer Lehen an die Herren von Brauneck übergeben.
1313
Erwähnung einer Kapelle in Kassel.
1333
Die Herren des Obergrundes, die Grafenlinie von Rieneck-Rothenfels stirbt aus. Der Streit über das Mainzer Lehen (vgl. „um 1000“) führt
1339
zu einem Schiedsspruch, in dem geregelt wird, dass das Lehen von den Grafen von Rieneck und den Herren von Hanau gemeinsam verwaltet wird (Kondominat). In dieser Schiedsspruchurkunde wird Bieber erstmals erwähnt.
Da Bieber zu diesem Zeitpunkt bereits Zentrum eines Gerichtsbezirks und Kirchspiels ist, kann angenommen werden, dass diese Siedlung schon viel länger besteht (s.a. „um 1000“).
1361
Erstellung des „Weistum von Wirtheim“ (Gericht Wirtheim).
Schriftliche Fixierung des bis dahin ausgeübten Gewohnheitsrechtes.
1365
Verleihung der Stadtrechte an Wirtheim durch urkundliche Verfügung Kaiser Karl IV. am 29.12.1365; damit war Wirtheim berechtigt/verpflichtet, die Ortschaft mit einer Mauer zu umgeben, Durchreisende zu versorgen und zu beschützen, Wegegeld (Pflastergeld) und Zoll zu erheben sowie einen Wochenmarkt abzuhalten.
Wirtschaftliche Grundlage der Wirtheimer Bevölkerung ist die „Straße“. Diese verläuft von Gelnhausen kommend über Höchst, kreuzt hier die Kinzig, führt bergan zur Wendelinuskapelle, weiter zwischen Stempelberg und Kaiserbaum (260 m ü NN) sowie Alte Grube und Langeloh hinab zum Wirtheimer Untertor; vom Obertor (Bieberbrücke) geht es weiter Richtung Salmünster über den Aufenauer Berg. Wegen der Steigung über die „Wirtheimer Pässe“ sind für Fuhrwerke durchweg Vorspannleistungen nötig, die von Wirtheim gestellt werden. Außerdem ist Wirtheim vermutlich Umschlagplatz für die Produkte des Bieberer Bergbaus und der Orber Salzgewinnung; letzteres wird seit 1475 ausschließlich über Wirtheim und nicht mehr über den Eselsweg transportiert.
um 1400
Hergeresfeld wird aufgrund anhaltender kriegerischer Unruhen (infolge der kurmainzischen Expansionsbestrebungen in Hessen) von den Bewohnern aufgegeben (s.a. „886“); diese siedeln in das nun
befestigte Wirtheim um.·
Der Wehrturm an der Wirtheimer Kirche wird erbaut.
Zuwanderung nach Wirtheim auch aus anderen Bereichen des Kinzigtals, so dass eine westliche Ortserweiterung nötig wird.
1426
Urkundliche Erwähnung des Wirtheimer „Schlosses“.
Herrensitz des Marthin von Forstmeister, dieser hat das Haus als Lehen von Kurmainz erhalten.
1428
Kurmainz verpfändet das Gericht Wirtheim an die Herren von Hanau (diese werden im Jahre 1429 in den Grafenstand erhoben).
Das in finanziellen Schwierigkeiten steckende Kurmainz sieht sich zu diesem Schritt gezwungen. Die für die damalige Zeit hohe Pfandsumme von 23000 Gulden unterstreicht die Bedeutung des inzwischen wohlhabenden Wirtheim.
1494
Urkundliche Erwähnung des Bieberer Bergbaus in einem Rechtsakt zwischen Kurmainz und Hanau.
1517
In Wirtheim existiert ein „Spielhaus“.
Hierbei handelt es sich um ein „öffentliches Gebäude“, welches als Schenke, Festsaal, Gericht und Rathaus dient.
1559
Die Grafen von Rieneck sterben aus. Deren Rechte aus dem gemeinsamen Lehen mit Hanau (vgl. „1339“) werden nunmehr von Kurmainz selbst wahrgenommen (2. Kondominat).
1565
Die Pfandschaft Wirtheims wird aufgehoben (vgl. „1428“).
1568
Die Reformation in der Grafschaft Hanau bezieht auch das Kondominatsgebiet mit ein: Laurentiuskirche und Burgbergkapelle in Bieber werden, wie der größte Teil der Bevölkerung im Obergrund, lutherisch.
1582
Die Bewohner Wirtheims müssen zu jedem Martinsstag „Feuergeld“ an die Herren von Ysenburg als Gegenleistung für ein Holzleseprivileg im Büdinger Wald bezahlen.
Infolge der positiven Bevölkerungsentwicklung sind die Wirtheimer darauf angewiesen, auch auf dem anderen, „ausländischen“ Kinzigufer zu wirtschaften. Bereits seit 1525 haben sie die Erlaubnis, ihre Schweine in den Büdinger Wald zu treiben.
1588
Im Gegensatz zum Obergrund wird in Wirtheim die Gegenreformation durch Gründung einer Pfarrschule erfolgreich abgeschlossen.
Kurmainz erwirbt formell die Grundherrenrechte des Stiftes Aschaffenburg (vgl. „1262“).
um 1615
Die Herren von Thurn und Taxis richten eine Postkutschenverbindung von Frankfurt (M) nach Leipzig (über Wirtheim) ein.
1631
Die Schweden erobern im Zuges des 30jährigen Krieges (1618 – 1648) die Stadt Mainz und schenken –
1632
kraft der ihnen hieraus erwachsenen Macht über das Kurfürstentum – das Gericht Wirtheim dem Hanauer Grafen.
1634
Kaiserliche (kroatische) Truppen erobern Wirtheim und schleppen die Pest ein; 60% der Bevölkerung sterben.
1639
In Bieber leben infolge der Kriegseinwirkungen nur noch 58 Menschen.
1649
Nach Ende des 30jährigen Krieges gibt Hanau Wirtheim an Mainz zurück.
Der Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Infrastruktur wird durch der Wirtheimer Bevölkerung auferlegte Frondienste vorangetrieben.
1660
Mainz und Hanau vereinbaren, dass die kath. Bevölkerung Biebers die Burgbergkapelle zurückerhält und als Pfarrkirche nutzen kann (s.a. „1854“).
Die luth. Pfarrkirche (ehem. St. Laurentiuskirche) wird nach den Kriegszerstörungen wieder aufgebaut.